Die Bodenschätzung in Deutschland geht auf das Bodenschätzungsgesetz von 1934 zurück. Ziel des Gesetzes war es damals, einen in ganz Deutschland einheitlichen Rahmen für die Besteuerung von Bodeneigentum zu schaffen.
Heute helfen die Ergebnisse der Bodenschätzung aber nicht nur bei der Besteuerung, sondern auch der Wertermittlung im Verkaufs- oder Schadenersatzfall und bei der Bestimmung von Agrarfördermaßnahmen.
Ackerland – die drei Einflussfaktoren
Das Ziel der Bodenschätzung ist die Bestimmung der Bodenzahl. Die Bodenzahl ist ein Index, der die Ertragsfähigkeit eines Bodens mit den besten Böden Deutschlands ins Verhältnis setzt. Der beste Boden in Deutschland bekommt die Bodenzahl 100. Wenn ein Boden zum Beispiel die Bodenzahl 65 hat bedeutet das, dass bei gleichen Verhältnissen auf diesem Boden theoretisch 65% des Ertrags des besten Boden erwirtschaftet werden könnte. In der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen Bodenzahl weder linear, noch proportional ist.
Die besten Böden zeichnen sich dadurch aus, dass sie dicht genug sind um Wasser und Nährstoffe zu speichern, aber trotzdem locker genug sind um Pflanzenwurzeln Sauerstoff zuzuführen und überschüssiges Wasser versickern zu lassen.
Drei Faktoren spielen bei der Bestimmung der Bodenzahl eine Rolle: die Bodenart, die Zustandsstufe und die Entstehung.
Bodenart
Im wesentlichen wird bei der Bodenart zwischen Sand, Lehm, Ton und Moor unterschieden. Dazu kommen verschieden Mischklassifizierungen, wie lehmiger Sand oder toniger Lehm. Lehm, sandiger Lehm oder toniger Lehm sind in der Regel die fruchtbarsten Bodenarten.
Zustandsstufe
Vereinfacht geht es bei der Zustandsstufe des Ackerbodens darum, wie hoch der Humusanteil der oberen Bodenschicht ist und bis in welche Tiefe der Boden durchwurzelbar ist. Die Zustandsstufe für Ackerboden ist von 1 bis 7 abgestuft. Die besten Böden haben die Zustandsstufe 1, die schlechtesten Böden haben die Zustandsstufe 7.
Entstehung
Der dritte Faktor, der in die Bestimmung der Bodenzahl mit einfließt ist die Entstehung des Bodens. Bei Löss und Alluvialböden handelt es sich um Böden die sich durch Sedimentablagerungen von Wind und Wasser entstanden sind. Diluvialböden und Verwitterungsböden sind Böden die sich auf Gesteinsschichten entwickelt haben und daher weniger tief durchwurzelbar sind. In der Regel haben deshalb Diluvial und Verwitterungsböden niedrigere Ackerzahlen als vergleichbare Böden aus Löss oder Alluviums.
Bodenzahl
Gegeben der drei Einflussfaktoren, kann man aus einer Tabelle die Bodenzahl ablesen. Diese Wertzahl berücksichtigt aber einige Faktoren, die für landwirtschaftliche Erträge wichtig sind noch nicht. Daher wird ausgehend von der Bodenzahl die Ackerzahl berechnet.
Ackerzahl
Die Ackerzahl, umgangssprachlich auch Bodenpunkte genannt, berücksichtigt zusätzlich zu der Bodenart, der Zustandsstufe und der Bodenentstehungsart noch Landschaftsmerkmale wie die Hangneigung oder eventuellen Waldschatten und das örtliche Klima, insbesondere die zu erwartenden Niederschläge.
Grünland
Die Herleitung der Wertezahlen für Grünlandflächen gestaltet sich einfacher als für Ackerflächen. Wie bei Ackerflächen werden die Bodenart und die Zustandsstufe berücksichtigt. Anstatt der Bodenentstehung fließen die Wasserverhältnisse mit in die Berechnung der Wertzahlen mit ein.
Wasserverhältnisse
Um optimalen Grünlandertrag zu erzielen, muss genug Wasser vorhanden sein – es darf allerdings nicht so viel regnen, dass das Pflanzenwachstum durch Staunässe gehindert wird. Bei der Bewertung der Wasserverhältnisse für die Errechnung der Grünlandgrundzahl wird daher nicht zwischen “zu trocken” und “zu nass” unterschieden. Böden mit optimalen Wasserverhältnissen, das heißt Böden auf denen über die ganze Vegetationsperiode nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser zur Verfügung steht, bekommt die Wasserstufe 1. Extrem trockene, oder von extremer Staunässe betroffene Böden bekommen die schlechteste Wasserstufe, die Wasserstufe 5.
Grünlandgrundzahl
Für Grünland ist die analoge Wertzahl zur Bodenzahl die Grünlandgrundzahl. Die Grünlandgrundzahl gibt das Ertragspotenzial eines Grünlandbodens im Vergleich zum besten Grünlandboden an, aber berücksichtigt nur die drei Faktoren Bodenart, Zustandsstufe und Wasserverhältnisse.
Grünlandzahl
Wie die Ackerzahl reflektiert die Grünlandzahl ortsbezogene Zu- oder Abrechnungen von der Grünlandgrundzahl wegen Landschaftsmerkmalen und dem lokalen Klima.